Tourenprogramm

Klettern im schönsten Granit - Orny

Tourenbericht Cabane d´Orny 17.-19. Juli 21
Während die Fraktion ÖV am Samstagmorgen z.T. sehr früh (Schwarzenburg ab 5.18 h!) aus den
Federn musste, konnte die Fraktion Privatauto etwas länger schlafen.Nachdem dann auch noch
der Zug Verspätung hatte und der Anschlussbus den drei ÖV-lerinnen vor der Nase weggefahren
war, hielt sich ihre gute Laune verständlicherweise in Grenzen…(der Kluge fährt im Zuge? Aber
diese Geschichte hat noch ein weiteres Kapitel!)
Schlussendlich trafen wir uns aber alle an der Talstation des Sesselliftes in Champex. Gemütlich
liessen wir uns von dort hochgondeln, um danach den schönen und abwechslungsreichen
Hüttenzustieg zur Cabane d´Orny unter die Füsse zu nehmen. Wir plauderten uns hoch und nach
rund zwei Stunden und einer Mittagsrast war die Hütte in Reichweite. Beeindruckt hat uns im
negativen Sinn einmal mehr der markante Rückgang der Gletscherzunge, welche noch 1850 bis
weit unter die Höhe der Hütte gereicht hatte und mittlerweile einiges oberhalb der Hütte endet…
Etwa 10 Minuten oberhalb der Hütte liegt ein Klettergarten, dort verbrachten wir den Rest des
Tages. Zuerst gab uns Willi noch einen kurzen Refresher in Sachen Standeinrichtung und Abseilen,
danach liessen wir uns vom herrlichen Mont Blanc Granit begeistern. Die kurzen Ein- bis
Zweiseillängen Routen waren gäbig zu klettern, auch wenn sich nicht alle einverstanden erklärten
mit den angegebenen Schwierigkeitsgraden 😉 (aber das lag sicher an der Tagesform…)
Leider hatten wir noch einen üblen Sturz zu verzeichnen, welcher das Knie der Patientin
beängstigend anschwellen liess, aber mit zwei Medizinstudentinnen, einer Physiotherapeutin und
einem medizinisch ausgebildeten Bergführer war sie in besten Händen und wurde fachgerecht
verarztet!
Vor dem Nachtessen genehmigten wir uns natürlich noch einen Apéro und genossen die
Abendsonne und das eindrückliche Panorama auf der Hüttenterrasse. Unterhalb der Hütte liegt
ein kleiner See, wunderbar blau - und so kalt, dass Schnee und Eis darin noch nicht geschmolzen
sind. Es geht das Gerücht um, dass man sich eine Einladung zum Bergführerapéro verdient, wenn
man das Seelein durchschwimmt, und man erzählt sich, dass dies ein Mitglied des SAC Gantrisch
sogar schon mal gemacht hat… (nähere Infos dazu sind bei unserem Tourenchef einzuholen). Nun
ja, diesmal hat's niemand gewagt, schliesslich war nur schon das Eintauchen der Füsse ins eiskalte
Wasser mit purem Schmerz verbunden, soviel haben wir immerhin herausgefunden.
Am zweiten Tag machten wir uns nach dem Morgenessen auf Richtung Sektor Aiguille de la
Cabane, wo einige herrliche Mehrseillängenrouten auf uns warteten. Nicht alle waren gleich gut
abgesichert, und die teilweise abenteuerlich langen Hakenabstände liessen manchem von uns das
Adrenalin in die Finger pumpen, aber etwas Magnesium und ein guter alter Friend am rechten Ort
gesetzt wirken da Wunder! Davina und Vittoria erlebten gar einen richtigen Schreckmoment, als
ein herunterfallender Stein ihrem Seil sechs Meter abtrennte…! Sie haben die Situation aber gut
gemeistert und hatten ja schliesslich doch Glück im Unglück, der Stein hätte auch sie treffen
können…
Alles in allem war es aber richtig richtig RICHTIG schöne Kletterei, von einer Seillänge behauptete
Willi gar, für so schöne Verschneidungen müsse man sonst nach Amerika! Er hatte nicht zuviel
versprochen, wir genossen die flüssigen Züge im griffigen Fels und waren froh, dafür nicht so weit
reisen zu müssen.
Die einen liessen es bei der einen Route sein und verbrachten den Nachmittag mit etwas
sünnelen und leuen, andere machten sich nochmals auf Richtung Klettergarten und hakten noch
einige ungekletterten Routen vom Vortag ab. Danach trafen wir uns wieder alle zum Apéro vor
der Hütte. Die herunterdonnernden Steine vom Grand Portalet, die immer wieder aus den
Wolken auftauchenden weissen Riesen Mont Velan und Grand Combin und die wunderbare
Abendstimmung sorgten für ganz grosses Kino.
Nach dem Nachtessen spielten wir noch einige Runden 'Tuusigerle', wie immer hatten einige
mehr Glück im Spiel, andere weniger…
Am dritten Tag stand der Sektor Gendarme auf dem Programm. Auch dieser hielt einige
Mehrseillängenrouten für uns bereit. Nachdem eine Seilschaft umgekehrt war wegen
Nichtfindens der Haken und des Routenverlaufs (😉 ), landeten wir alle in derselben Route, welche
laut Willi aber auch die schönste war. Diese war dann sehr gut abgesichert und bot reinste
Genusskletterei im 4. und 5. Grad.
Nach einer Mittagsrast machten wir uns auf den Rückweg zum Sessellift. An der Talstation
trennten sich unsere Wege dann wieder: die drei ÖV-lerinnen nahmen den nächsten Bus, und wir
anderen sorgten auf einer gemütlichen Gartenterrasse am See noch für ein Ende der
Unterhopfung.
Auf der Heimfahrt holte uns dann der Satz 'Der Kluge fährt im Zuge' wieder ein… Kurz nach Vevey
bemerkte Willi plötzlich, dass das Auto überhaupt keinen Pfupf mehr hatte und bei einem Halt auf
dem Pannenstreifen war die Ursache auch schnell gefunden: ein Marder hatte anscheinend ein
Schläuchlein verbissen! Ganz nach Klettermanier verklebten Willi, Chrigu und Gläusi das Loch
kurzerhand mit Tape, was aber natürlich nur kurzfristig half. Mit 30 km/h retteten wir uns nach
Chatel St. Denis, wo sich die VW Garage glücklicherweise genau gegenüber einer Migros befand,
für Picknick samt Glacé war also gesorgt während wir auf die Pannenhilfe warteten. So waren wir
schlussendlich doch noch länger unterwegs als die Zugreisenden…
Für die Organisation und Durchführung dieser drei herrlichen Tage in diesem wunderhübschen
Gebiet bedanken wir uns herzlich bei Tegi und Willi!
Mit von der Partie waren ausserdem Chrigu, Davina, Glöisi, Ruth, Vittoria und Autorin Tina