Tourenprogramm

Bishorn 4153m

Hochtour Schöllihorn, 10.-11.09.2016

 

Mit einer detaillierten Tourenbeschreibung in Händen begaben sich vier Herren unter der Leitung des einen Markus auf die zweitägige Hochtour aufs Schöllihorn. Dazu kam es trotz kleineren Unzulänglichkeiten: der diese Zeilen Schreibende erfuhr Dank proaktiver Anfrage, dass die Tour zwar durchgeführt werde, mit Ziel Schöllihorn (nicht Bishorn), und der vorerst verloren geglaubte Teilnehmer, der andere Markus, erwartete in der Topalihütte die übrigen Teilnehmer, nach Bezwingung des Aufstiegs dorthin in eigener Regie. Ah ja, und beim Käse essen in der Mittagspause am ersten Tag schnitt sich der eine Markus in den Finger, aber der professionell zusammengestellte Medizinkoffer leistete tadellose Linderung.

 

Die von ihren Partnerinnen für das Wochenende beurlaubten Herren der Schöpfung, mit diversesten beruflichen Rucksäcken ausgestatte, verbrachten alsdann zwei herrliche Tage im Matter- und Turtmanntal sowie in Umgebung der diversen dazwischen liegenden Hörnern, allen vorab auf dem Schöllihorn auf 3'499.5 müM. Der Aufstieg am ersten Tag von St. Niklaus zur Topalihütte erfolgte angenehm kühl, erst im Wald, dann unter Wolken. Abseits von Trampelpfaden begegneten wir nur selten anderem Fussvolk, die Route somit ein kleiner Geheimtipp. Das gilt auch auf für Topalihütte mit einer 90jährigen Geschichte und familiären Charakter, wo uns ein ausgiebiges Nachtessen mit Spaghetti und deliziösem Dessert, begleitet von feinem Walliser Rotwein, kredenzt wurde, mit luftiger Aussicht auf das Mattertal. Draussen bimmelte derweil eine Herde Geissen die Nacht ein. Obwohl wir mit drei weiteren Personen ganze zehn Betten zur Verfügung hatten, verbrachten nicht alle Teilnehmer unserer Gruppe eine geruhsame Nacht. Trotzdem guten Mutes und einigermassen fit nahmen alle am Sonntag die zweite Etappe unter trockenen Bedingungen unter die Füsse, trotz Wetterleuchten am Abend zuvor.

 

Nach Aufstehen um 5 Uhr, versüsst durch ein köstliches Frühstück - selbstgemachtes Brot und Zopf, Käse, Birchermüesli, Konfitüren, Nutella, Honig, diverse Getränke -, ging es kurz vor 6 Uhr los. Zuerst bestaunten wir, wiederum fast alleine unterwegs, den wolkenlosen Sternenhimmel, dann den rötlich gefärbten Sonnenaufgang. Technisch etwas anspruchsvoll waren einzig die Überquerung des Schölligletschers und der anschliessende Aufstieg über den 60 Meter langen Klettersteig aufs Schölljoch. Ersteres war deshalb nicht unproblematisch, weil wir auf Anraten des Hüttenwartes Steigeisen und Pickel zuhause gelassen hatten, die Gletscheroberfläche aber doch noch gefroren war. So war es denn nicht gerade die vom einen Markus prophezeite Familienwanderung, aber da wir ja nicht mit Turnschuhen unterwegs waren, überquerten wir die Fläche ohne Probleme. Beim Klettersteig boten wir Gentlemen dann zwei etwas unerfahrenen Berner Ladies den Vortritt, um sie sicher nach oben zu bringen.

 

Vom Schöllihorn genossen wir bei blauem Himmel die Aussicht auf Bis-, Weiss-, Barr- und Brunnegghorn sowie auf die Mischabelgruppe. Der Abstieg über 1'600 Höhenmeter nach Sänntum am südlichen Ende des Turtmanntals verlief dann fast wie von selbst. Einzig die Gewöhnung an völlig unerwartet auftauchende und uns entgegenkommende Biker - zu Fuss, die Bikes geschultert - stellten doch eine harte Probe dar, insbesondere für die Sportlehrer unter uns. Bei einem Zwischenhalt in der Turtmannhütte stärkten wir uns mit Getränken und Schwarzwälder Torte und sinnierten dabei über die Auswirkungen des Klimawandels. So hat sich der Turtmanngletscher seit dem letzten Besuch zweier Mitglieder unsere Gruppe vor fünf Jahren sichtbar um viele Meter zurückgebildet. Zum Abschluss der Tour kühlten wir unsere Füsse in der gletscherkalten Turtmänna und blickten nochmals zurück Richtung Bishorn, bevor wir mit Taxi, Seilbahn, Bus und schliesslich Zug an unseren Ausgangspunkt in Bern gelangten, diesmal alle gemeinsam.

 

Roger Pfister, 12.09.2016