Mit dem Zug von Bern ging es bei bestem Bergwetter in Richtung Wallis. Nach und nach sammelte sich unsere Truppe - Sandra, Eric, Chantal, Christoph, Nicolas, Livia, Anna und Selina – bis wir schliesslich in Sierre vollzählig waren. Von dort aus mit dem Postauto weiter via Vissoie bis Zinal, wo wir motiviert die 1580 Höhenmeter in die Cabane de Tracuit CAS auf uns nahmen.
Stetig bergauf steigend und plaudernd legten wir die ersten Meter zurück. Nach kämpferischen Begegnungen mit Walliser Eringerkühen brauchten wir bereits eine erste kleine Verschnaufpause. Wieder gestärkt wanderten wir weiter, Schritt für Schritt den Berg hinauf, genossen die Aussicht und kamen gut voran. Nach etwas mehr als der Hälfte machten wir an einem mehr oder weniger windstillen Ort eine Mittagspause bevor wir den wieder steiler werdenden Rest des Weges in Angriff nahmen. Nach einer kurzen Kraxelei kurz vor der Hütte erreichten wir diese nach ca. 4.5 Stunden Aufstieg.
Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns gestärkt haben – die meisten leider ohne Kuchen – zeigten uns Sandra und Nicolas, wie wir jemanden aus einer Gletscherspalte rettet, falls es tatsächlich soweit kommen sollte. Eine super Übung, die uns alle auf den nächsten Tag und den bevorstehenden Aufstieg zum Bishorn einstimmte. Anschliessend genossen wir vor dem Nachtessen das Hüttenleben und besprachen gemeinsam die Tour des kommenden Tages. Nach dem wohlverdienten Nachtessen – sehr leckeres Risotto und noch besserer Brownie – gingen wir früh zu Bett.
Nach einer für manche mehr, für andere weniger guten Nacht war die fast ganz ausgebuchte Hütte gefühlt gleichzeitig auf den Beinen und beim Frühstück. Im überfüllten Schuhraum, wo sich alle gleichzeitig bereit machten, boxten wir uns durch und konnten wie geplant starten. Nach kurzem Weg zum Gletscher wurden die Steigeisen montiert und die beiden 4er-Seilschaften gebildet. Als zwei von vielen weiteren machten wir uns auf den Weg zum Gipfel des Bishorn, der zu diesem Zeitpunkt noch etwas im Nebel lag.
Der Aufstieg führte uns über den Turtmanngletscher, bei dem im unteren Abschnitt nicht alle Hosenbeine trocken geblieben sind. Immer wieder ist man knietief eingebrochen. Im oberen Teil wurde es einfacher und wir genossen die ersten Sonnenstrahlen auf unseren Gesichtern. Inmitten vieler anderen Gruppen bahnten wir uns den Weg durch Stop-and-Go-Verkehr hinauf zum Gipfel. Nach 3.5 Stunden war es geschafft: Gratulationen, Gipfelfoto der besten Gruppe und diverse Fotoshootings durften natürlich nicht fehlen, um diesen Moment festzuhalten.
Nach einer kurzen Pause unterhalb des Gipfels machten wir uns an den Abstieg der ersten Höhenmeter dieses Tages. Die Sonne liess uns ordentlich schwitzen und unterwegs benötigten wir mehrere Stopps zum Reduzieren der Kleiderschichten. Dank aufmerksamer Beobachtung im Aufstieg konnten wir im Abstieg eine bessere Routen wählen. Zurück bei der Hütte packten wir die Rucksäcke um, für einige gab es Kaffee und Kuchen und gestärkt nahmen wir den Weg ins Tal unter die Füsse.
Bereits am Vortag war diskutiert worden, wie angenehm der Weg zum Herunterlaufen wohl sein wird. Nach der Schlüsselstelle bei der Hütte zeigte sich: Der Weg war gut genug, der Untergrund angenehm – beste Voraussetzungen für einen entspannten Abstieg. Bis auf ein kleines Missverständnis in Sachen Abkürzung vs. offizieller Weg (Anna und Eric waren plötzlich vor uns) verlief der Abstieg gut. Die letzten Meter zogen sich, Füsse begannen zu schmerzen und man hörte doch den einen oder anderen klagenden Ausruf. Jetzt stellte sich die entscheidende Frage: Noch zügig zur nächsten Verbindung – oder gemütlich ins Dorf und mit einem verdienten Apéro auf die Tour anstossen? Hier preschte Eric nach vorne und gab das Tempo an, um das Postauto zu erwischen. Es ging perfekt auf – auch dank Taxijoker von Eric für die letzten Meter – und schon waren wir auf dem Heimweg.
Nach rasanter Fahrt von Zinal nach Vissoie wartete ein bereits volles Postauto auf uns, das wir noch ein bisschen überfüllter machten. Stehend und zusammengequetscht waren alle froh, als wir in Sierre ankamen und uns dort die wohlverdiente Glace gönnten. Die restliche Zugfahrt zurück nach Bern verlief entspannt – mit viel Geplauder, Lachen und dem wunderbaren Gefühl, einer grossartigen Tour gemeinsam erlebt zu haben.
Vielen Dank an Sandra und Nicolas für die unvergessliche Tour 😊.
Tourenbericht: Selina Walther
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