So manche Teilnehmer hätten sich heute wohl leicht überreden lassen, das geplante Unterfangen auf den Sonntag zu verschieben. Eisig kalt pfeift es uns im dicken Nebel um die Ohren, als wir uns am Türliboden besammeln. Dass wir nicht bei Sonnenschein starten – wie man je nach Wetter-App hätte hoffen können – wurde auf der Anfahrt schnell klar…
Das geplante Unterfangen? Das ist die Besteigung des Gustispitz’ auf einer von vier Routen-Varianten, von denen sich die selbstständig gebildeten Teilnehmergruppen eine aussuchen konnten. Erstaunlicherweise wollte keine Gruppe die Skitour mit einer Abfahrt starten. Aber auch die kürzeste Variante war nicht gefragt. So zottelten (oder zitterten) also alle vier Gruppen erstmal dem Kamel entgegen. Gelegentliche «Störungen» in der Nebeldecke liessen bald erahnen, dass wir ein, zwei Gipfel weiter westwärts wohl – ganz wörtlich – nicht ganz so dicht in Watte gepackt wären…
Rechtzeitig für die erste Abfahrt lichtet sich das wattige Weiss aber so, dass wir das unverspurte pulvrige Weiss in vollen Zügen geniessen können. Zwei Gruppen tun das etwas länger, nehmen dafür aber auch einen längeren Wiederaufstieg zum eigentlichen Gipfelziel in Kauf. Die anderen beiden Gruppen schwenken nach den ersten herrlichen Hängen auf die Normalroute ein. Und obwohl ab der Alp Gusitberg, wo alle wieder auf der selben Route unterwegs sind, gelegentlich Stimmen anderer Gruppen zu vernehmen sind, fühlt sich der Aufstieg über den Gipfelhang recht einsam an. Im dichten Nebel ist teilweise kaum das Schlusslicht der eigenen Gruppe zu sehen…
Mit jedem Zick und Zack gelingen die Spitzkehren schon etwas besser, aber auch das eine oder andere Beinpaar wird mit dem stetigen Höhersteigen langsam etwas müder. Da kommt es gerade recht, dass wir rund 150 Höhenmeter unter dem Gipfel – wir haben die Hoffnung schon fast aufgegeben – tatsächlich die Nebeldecke endgültig durchstossen und uns plötzlich an der Sonne und unter blauem Himmel wähnen. Das gibt Energie für den Endspurt!
Sonnenbetankt und verpflegt nehmen die vier Gruppen nacheinander den letzten Abschnitt der Tour in Angriff. 700 Höhenmeter grossteils wunderbarer Schnee gilt es zu vercharen. Was für ein Glück, dass auch diesmal die Nebelschwaden genügend aufreissen, dass wir die weiten Hänge voll auskosten können und nicht etwa im Whiteout mit Spurfahren hinter uns bringen müssen. In Skicross-Manier meistern alle auch den Abschnitt auf dem Waldweg – im Vorteil ist, wer sich bereits im Aufstieg jeden fiesen Stein und gefährlich in den Weg ragenden Holzspeer merken konnte.
Mit geschulterten Skis erreichen wir schliesslich in wenigen Schritten den Gurnigel-Skilift, mit dessen Hilfe wir wieder unseren Ausgangspunkt erreichen. Natürlich nicht, ohne ausgiebigen Zwischenhalt im Beizli, wo wir heute für einmal drinnen Platz nehmen…
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