Die Wetteraussichten für die vier Tage sind schlecht für das vorgesehene Gebiet rund um die Heidelbergerhütte. Tinu und Sandra schlagen ein Ersatzprogramm vor:
Freitag, 22. März: Vom Mittelallalin über den Allalinpass nach Täsch
Am frühlingshaft warmen Freitag zieht es uns hoch hinauf. Beim Stollenfester der Mittelstation zum Mittelallalin kriechen wir bäuchlings raus in die sonnige Hochgebirgsschneelandschaft. Eine erste Abfahrt über den Hohlaubgletscher folgt, dann kleben wir die Felle. Bei der Abzweigung zum Fluchthorn entscheidet Tinu, dass wir zum Allalinpass hochsteigen und dann die Abfahrt nach Täsch nehmen. Die Sonnenhänge runter zum Mattmarksind zu aufgeweicht und damit zu gefährlich. Die weite Gletscherlandschaft und die Kulisse der Viertausender begleitet uns im Aufstieg über den Allalingletscher in den Pass. Ein kalter Fallwind lässt dann doch noch etwas Winterstimmung aufkommen. Klebriger Neuschnee (garniert mit Saharastaub), ab und zu etwas Sulz, dann eine schier endlose Traverse durch das Tal zur Täschalp, über die noch verschneite Strasse und zuletzt über auftauendes Eis, das die spassige und variationenreiche Abfahrt. Und wie es sich im Frühling gehört, noch eine Tragstrecke bis zu Bahnhof Täsch. Merci für die gute Umplanung und damit die effiziente Nutzung des ersten Tourentages!
Tourenbericht René
Samstag gibt es nun Schlechtwetterpause zu Hause.
Sonntag, 24. und Montag, 25. März: Wildhorn (Unterwegs mit Routiniers und 1750 hm Pulverabfahrt)
So sind wir also unterwegs zur 2. Etappe unserer Ersatztour. Am Sonntag ist der Aufstieg zur Wildhornhütte noch etwas garstig, setzt doch der Schneefall kurz nach dem Start schon ein. Nur selten schaut die Sonne kurz durch die weggelufteten Wolken. Ziel ist ja nur die Wildhornhütte, damit wir dann am Montag rechtzeitig los können auf das Wildhorn. In der Hütte haben wir reichlich Platz, die HüttenwartInnen sind nett und das Essen gut.
Zeitig heisst bei Tinu 5.30 Uhr Frühstück, Abmarsch 6.30. Zum Glück sieht das schon um diese Uhrzeit sehr schön aus - frischer Schnee, Himmel wolkenfrei und die Sonne auf den Bergspitzen. Kalt ist’s. Noch etwas stumm steigen wir hintereinander noch durchs Schattige hoch. Ich war noch wenig hochgebirgig unterwegs, im Gegensatz zu meiner routinierten Ohneseilschaft. Darum gehen mir schon so einige Fragen durch den Kopf.. was denkt Ihr eigentlich, wenn Ihr nichts denkt. So beim stillen Schritt für Schritt ? Ist doch schön, so Zeit zum denken oder eben nichtdenken zu haben. Spätestens beim Satz „Harscheisen an“ welcher wie beim telefönerle weitergesagt wird, erwache ich abrupt aus meinen melodiösen Gedanken. So mitz im Steilhang und ohne Skis ausziehen? Okei. Das muss schon irgendwie gehen. Zum Glück ist mein Rucksack mit der Bandschlinge am Gstältli angebunden. Irgendwie müssen diese Nocken in die Löcher. Nur nicht runterschauen- es geht doch. Die nächste Spitzkehre ist irgendwie ohne festen Grund und sehr steil für mich. Jetzt merk ich schon, dass ich mal kurz aus meiner Komfortzone (welche kurz neben meinem Sessel aufhört ..) raus muss. Ich besinne mich meiner beruflich erworbenen Fähigkeiten, meinen Parasympatikus zu beruhigen. Stimmt. Darum heisst es wohl "Schiss haben“. Ich bereue, dass ich nicht noch etwas länger auf dem WC ausgeharrt habe.. danach denk ich: also ruhig weiter atmen, singen wär wohl jetzt nicht ganz angebracht, zum Qigong Baumstehen fehlt mir definitiv der Untergrund und im Beten oder Zittern bin ich einfach zu wenig geübt. Da kommt René mit gefühlt einer Oktave tieferer Stimme und sagt:" Los. I stah itz eifach unger häre.“ Das hilft und alles geht gut. Der Aufstieg geht jetzt durch Glitzerschnee im Sonnenschein zügig hoch auf das Wildhorn. 5 Helikopter fliegen derweil hoch und laden die Skigäste oben auf dem Gipfel aus. Dass die Abfahrt viel schöner ist, wenn man selber hochmarschiert, glaub ich unserm Bergführer sofort. Er zielt auf den Nachbargipfel, damit wir nicht mit den Heliskifahrern den Hang teilen müssen. Ab da gibt es nicht mehr viel zu sagen - weil es mir wirklich die Sprache verschlägt. Pulver gut! Ein freier Glitzerhang am nächsten, wir kurven wie durch geschwungene Nidle - einfach perfekt. Ich hab noch nie so schön so viel Pulver gefahren. Die Spuren sehen werbemässig aus. Können wir so gut skifahren, oder gehts halt einfach gut weil der Schnee so superleicht ist? Und das bis runter auf die Iffigenalp. Sogar Marianne, welche weiss Gott schon manche Tour erlebt hat, sagt gefühlt zweihundert mal „soo schön“.
Vielen Dank Sandra, Tinu, Debi, Marianne, René
Tourenbericht Susanne
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