Touren Berichte Hilfe
Login

Ostertouren: Tour du Ciel

Tour du Ciel - 4 Tage in der gigantischen Welt der Walliser 4000er!

Endlich kann es am Karfreitag zu den Ostertouren losgehen! Mit mehr oder weniger Gepäck, aber den obligatorischen Ostereiern, fuhren wir in Richtung Wallis. Wir waren nicht die Einzigen unterwegs im Zug nach Zermatt. Gemächlich starteten wir mit «Beizenführer» Willi bei Kaffee und Gipfeli in Zermatt und im Restaurant Schwarzsee.

Der Wind war bissig, aber schon bald wurden die ersten langen Unterhosen zu viel. Der Aufstieg zur Schönbielhütte anfangs Nachmittag war sehr stimmungsvoll, immer wieder dieses «Horu» und die Dent d'Hérens als Fotosujet im Hintergrund.

Der Karsamstag versprach vom Wetterbericht der beste Tag zu werden. Wir starteten mit Stirnlampe um 06.00 Uhr und fuhren ca. 200 Höhenmeter talwärts. Der erste Aufstieg, den wir schon am Vortag vom Talboden aus studiert hatten, war einfacher als erwartet. Willi zog seine Spur sehr angenehm durch das steile Gelände. Die Gletscherwelt erwartete uns auf dem ersten Bödeli; sehr eindrücklich! Es war kalt, aber die wunderschöne Morgenstimmung mit dem Monte-Rosa-Massiv und den anderen 4000er erwärmte uns. Nur ein kurzer Ess- und Trinkhalt und dann ging es weiter über den Hohwäng-Gletscher in Richtung Mont Durant.

Soweit wie möglich stiegen wir mit den Fellen hoch. Dann wechselten wir auf die Steigeisen und nahmen die letzten knapp 100 Höhenmeter fast senkrecht in Angriff. Auf dem Gipfel genossen wir nur kurz das prächtige Panorama, da uns der Wind wieder nach unten jagte. Das Eiertütschen mussten wir bis zum Aufstieg zur Cabanne Mountet verschieben. Die Abfahrt über den Col Durand auf den Durandgletscher mit Sicht ins Tal war sehr, sehr eindrücklich.

Die Unisport-Gruppe, die uns seit Freitag auf der gleichen Route verfolgte, spöttelte über den SAC Gantrisch. Schon wieder sind sie am Päuselen und Eiertütschen! Beim Sonnenbaden vor der Hütte und beim Trocknen unserer nassen Sachen machten uns zwei junge Innerschweizer Eindruck. Sie haben mit den Skiern das Obergabelhorn bezwungen. Chapeau! Wir konnten uns fast nicht vom Panorama dieser gigantischen Walliser 4000er trennen und schwatzten noch sehr lange vor der Hütte. Den zukünftigen Bergführer und Tourenleiter Florian vom SAC Bern versuchten wir beim Weisswein Apéro für uns zu gewinnen! Die Hütte war voll, aber die Stimmung sehr friedlich. Die Hüttencrew hat mit ihrer sympathischen Art dazu beigetragen.

Nach einer zügigen und stürmischen Nacht konnten wir uns mit der selbstgemachten Konfitüre und dem feinen Birchermüesli stärken. Die Oster-Königsetappe stand bevor. Doch vor dem Start mussten wir noch unsere Skis und Stöcke, die um die Hütte verstreut waren, zusammensuchen.Los ging's kurz vor der Morgendämmerung, der Mond war wie jeden Morgen unser Begleiter. Die Stimmung war wiederum grandios, obwohl die Wolken den Himmel bedeckten. Ganz kurz wurde die Dent d'Hérens am Horizont angezündet.

Der Aufstieg bis zum Fuss des Grates «Arête du Blanc» war schnell vollbracht und wir starteten in einer Dreier und drei zweier Seilschaften zur Überschreitung des Grates.Diese Überschreitung bleibt für uns alle ein unvergessliches Erlebnis. Hier fühlt man sich den Göttern nah, man ist durchdrungen von der Urkraft der Natur. All dies mit gleichgesinnten und lieben Menschen erleben zu dürfen, gab der «Tour du Ciel» einen besonderen Glanz.

Nach dem Ostereiertütschen auf dem Gipfel des Blanc de Moming führte uns Willi sehr sicher talwärts durch die wild zerklüftete Landschaft des Glacier de Moming bis zur Cabanne Arpitettaz. Dort angekommen erhielten wir vom Hüttenwart einen Willkommenstrunk in Form von stark gesüsstem Tee! Diesen spülten wir dann später mit Bier und unserem restlichen Marschtee runter. Die Zeit wurde unterschiedlich vertrieben. Im sehr schönen Hüttenzimmer, dass wir wiederum für uns alleine hatten, war der Powernap eine Wohltat. Andere «plöiderten» oder übten Knoten knüpfen, Anseilen und Spaltenrettung. Ein Gesprächsthema war auch das weit abgelegene WC. ca. 100 Meter von der Hütte entfernt mit Gummistiefel ausgerüstet, wagten wir uns dann doch eine/einer um die/der andere zum Holzhäuschen in der Ferne. Die Aussicht auf den Glacier de Moming entschädigte für die weite Reise.

In der kleinen, gemütlichen Cabanne Arpitettaz wurde dann bis zum Nachtessen die Revanche ausgejasst. Vier Personen jassten und 5 schauten zu! Kein Wunder, dass die Diskussionen rege waren!

Nach dem Essen spendierte uns der Hüttenwart noch einen Schlummertrunk. Die Abricotine liess uns wunderbar schlafen und die nächtliche Wanderung zum WC erträglicher machen…

Den letzten Tag unserer «Tour du Ciel» starteten wir etwas später, weil unser Ziel der «Pied de l'arête de young de Weisshorn» sich nur ca. 800 Höhenmeter von der Hütte entfernt befand. Wir liessen zuerst die anderen Gruppen starten und liefen dann von der Hütte aus hoch in Richtung Weisshorn Nordwand. Sehr eindrücklich dieser Berg. Die letzten ca. 200 Höhenmeter seilten wir uns an, da die Gletscherspalten doch sehr bedrohlich waren. Ein kurzer Halt auf dem Gipfel und das Panorama geniessen, nochmals den Grat, den wir am Vortag bezwungen hatten, bewundern und dann angeseilt mit Skis über die Spaltenzone runter.

Die wunderbare 1800 Höhenmeter lange Sulzabfahrt durch Couloirs, über Moränenrücken, durch Lärchenwälder und über den Bach hinunter nach Zinal haben wir uns verdient. In Zinal wartete die Käseschnitte auf uns. Damit wir nicht 2 Stunden aufs Postauto warten mussten, bestellten wir ein Taxi und liessen uns nach Sierre chauffieren. Die lange Heimreise konnten wir so etwas verkürzen. Im Zug tauschten wir Fotos aus und konnten so die wunderschönen 4 Tage nochmals Revue passieren lassen.

Vielen Dank Tege für die perfekte Organisation und Willi für die kompetente Führung dieser unvergesslichen «Tour du Ciel»!

TN: Caro (Tourenberichtverfasserin), Reto, Dänu, Ruth, Sabine,  Brünu, Glöisi, Tegi, guide Willi