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Herbstkletterwoche Val Durance

Tourenbericht Val Durance

 

Nachdem die Kletterwoche zwei Mal pandemiebedingt verschoben werden musste, konnte sie nun diesen Herbst endlich stattfinden!

Am Sonntag, 19. 9. 2021, einem regnerischen Spätsommertag, fuhren wir im bewährten Corpataux Bus und Gurtners Privatauto Richtung Genf. Nach dem (etwas teuren) Fréjustunnel empfing uns blauer Himmel, und nach ca 6 h Fahrzeit erreichten wir das Val Durance.

Der Tag war noch jung und wir noch frisch, so beschlossen wir einstimmig, die ersten Klettermeter in Angriff zu nehmen. Der Klettergarten, welchen Willi ausgesucht hatte, befand sich nur wenige Meter von der Strasse entfernt. Die nette Bewertung der Routen und der griffige Quarzit machten uns den Einstieg leicht und liessen uns erahnen, was uns diese Woche noch so erwarten könnte… 😊!

Unser Gite war wunderschön gelegen oberhalb des Dörfchens Les Vigneaux und wir wurden herzlich empfangen von Sandrine und Gary mit ihrem Hund Bobby. Bobby, hiess es, dürfe auf keinen Fall alleine und ohne Leine nach draussen, er habe die Hühner des Nachbarn geräumt… Nach einem ersten Apéro auf der Terrasse bezogen wir unsere gemütlichen Zweierzimmer. Als es zum Nachtessen tatsächlich Poulet gab, stellten wir keine weiteren Fragen…

 

Am zweiten Tag suchten wir uns ein sonniges Gebiet in der Nähe aus. Der Granit begeisterte uns, und in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden kamen alle auf ihre Kosten. Während die einen fast nicht aufhören konnten mit Klettern (die Küken), bauten andere Steintürme (einer der Senioren), und wieder andere (dr Büebu) waren schwer damit beschäftigt, sich telefonisch einen Testtermin in einer der umliegenden Apotheke zu sichern… Später setzte etwas Regen ein, aber da sassen wir längst im Gite beim Alphand Bier. Der ehemalige Skirennfahrer Luc Alphand stammt aus der Region und braut nun das leckerste Bier der Gegend, wir haben der Brauerei während unseres Aufenthaltes vermutlich zu einem Umsatzboost verholfen.

 

Obwohl wir am dritten Tag eher bewölktes Wetter erwartet hatten (s'App hets gseit), war der Himmel schon am Morgen strahlend blau. Die Frauen starteten mit einem Morgenturnen unter Teges Leitung in den Tag, die Männer hatten vielfältige (oder einfältige) Ausreden. Wir hielten an unserem Schlechtwetterplan fest und fuhren nach Briançon, wo wir fast allein durch die alten Gassen und zum Fort über der Stadt hochtäppelten. Die mächtigen kriegerischen Festungen rund um die Stadt sind eindrücklich und bedrückend zugleich.

Später fuhren wir dann eine regelrechte Schüttel- und Rüttelpiste hoch zum Roche Baron, welcher mittlerweile schön in der Sonne lag. Wie immer war Fritz schon in der ersten Route, als andere noch ihre Siebensachen zusammensuchten… Der Sektor ist recht gross und kann einige Leute schlucken, selbst als Escalade Briançon gefühlte 10 Schulklassen auf den Parkplatz leerte, fanden alle noch ein Plätzchen. Der Quarzit begeisterte uns einmal mehr, und dank einer sehr nett bewerteten 6a+ (allerdings mit psychisch belastenden Hakenabständen…) konnten einige ein Zwischenziel abhaken. Fritz ist nicht nur beim Klettern der schnellste, sondern auch beim Zusammenräumen, so kann es halt vorkommen, dass das eine oder andere liegenbleibt… zum Glück gibt es dann noch aufmerksame Gschpänli!

Den Apéro auf unserer Sonnenterrasse hatten wir uns alle verdient, das Nachtessen war wie immer köstlich und einige genehmigten sich noch einen Génépi als Absacker.

 

Am nächsten Tag (erneut strahlend schön) liessen wir Fritz zunächst noch etwas zappeln wegen seines Helms, die Freude war dann umso grösser, als er wundersamerweise in Margrits Rucksack auftauchte! Wir waren ins Granitgebiet Ailefroide gefahren, wo wir zwei längere Mehrseillängenrouten ins Auge gefasst hatten. Unsere hiess 'Palavar les Flots' und war 12 Seillängen lang, ein wunderschöner Klassiker entlang eines Grates. Beim Klettern kamen sowohl Glöisi und ich als auch die zwei Seilschaften vor uns zügig voran und wir genossen Fels und Aussicht gleichermassen.

…aber dann kam die Abseilübung! Da sich die Halbseile als zu kurz herausgestellt hatten, blieben uns nur die beiden Einfachseile. So kamen wir nur sehr langsam vorwärts und drängten uns immer wieder alle sechs auf einen Stand, wo wir jeweils hingen wie die Christbaumkugeln… Angenehm fand das niemand, und Jeanette klagte nach etwa einer Stunde zur allgemeinen Erheiterung über sogenannte 'Abseilbeine', was recht schmerzhaft sein muss!

Die anderen zwei Seilschaften hatten eine andere Route geklettert und waren flotter unterwegs, so konnten sie schon zum Apéro, als wir noch mitten in der Wand über volle Blasen und Abseilbeine klagten. Beat (er hatte kein gültiges Testresultat) allerdings musste seine Cola ausserhalb der Terrasse trinken, da kennen die Franzosen kein Pardon.

Zum Znacht gab es ein hammerfeines Couscous mit 'Fäderäbock' (Güggeli)…ob wohl Bobby wieder einmal Ausgang gehabt hatte..?

 

Der fünfte Tag startete wieder mit einem Frühturnen in der Morgensonne, diesmal für die Frauen und Tino. Einmal mehr konnte ich über die Beweglichkeit unserer Seniorinnen Margrit und Therese nur staunen. Danach fuhren wir in ein Gebiet mit einigen kürzeren Mehrseillängenrouten. Nach einer Eingewöhnungsphase und einem etwas heftigen Einstieg fanden wir Gefallen am Kalk, welcher wieder völlig anders zu klettern war als der Granit und der Quarzit der vergangenen Tage. Nach einer Route war aber bei allen der Saft draussen, so beendeten wir die Kletterei nach dem Abstieg (welchen zwei in Kletterfinkli absolviert haben, aber das geht ja eh besser, gäll Fritz) und fuhren zurück in die Unterkunft. Als sich Willi die Socken vor sein maskiertes Gesicht hielt um herauszufinden, ob er sie wechseln muss, stellte sich die Frage, was man denn wechseln muss, wenn's stinkt, die Socken oder die Maske😉. Während des Apéros genossen wir wie gewohnt das Sonnenuntergangskino.

 

Den sechsten und letzten Klettertag verbrachten wir im Klettergarten 'Rocher du Pantalon', einem weiteren Quarzitgebiet, und einige hatten sich vorgenommen, nochmals richtig anzugreifen… Das Gebiet stellte sich als sehr abwechslungsreich heraus: die Routenlänge reichte von knapp 10 bis 35 Metern, es hatte feine kleingriffige und solche mit wahren Bierhenkeln, von übertrieben abgesichert bis hakensparend war alles zu haben. Wir kletterten uns quer durch und hatten überall Spass. Das mit dem Angreifen hat dann aber nur so halb geklappt, richtig reüssiert hat niemand im angepeilten Schwierigkeitsgrad, was aber nicht weiter schlimm war. Glücklich und zufrieden, mit müden Armen und abgewetzten Fingerbeeren traten wir den Rückweg an. Und diesmal fanden wir sogar, oh Wunder, eine offene Bar! Für einmal gab es also den ersten Apéro nicht in der Unterkunft, und sogar Beat durfte sich dank seinem gültigen Test zu uns setzen.

Am siebten Tag konnte sich niemand mehr so richtig fürs Klettern motivieren, so machten wir uns bald nach dem Morgenessen auf den langen Heimweg. Sandrine verabschiedete uns mit den Worten: vous êtes très sage! (Aber sie hat auch nicht alles verstanden, was wir so besprochen haben…) Die Zeit im Auto vertrieben wir uns mit Plaudern, Dösen und Tege spielte uns zu Willis grossem Missfallen endlich noch den Berninasong vom Hansrüedi ab (Herrgott was hesch dü dier gedeicht, wo dü öi de Bündner en Viertüüsiger hesch gscheicht…).

Bei einem letzten gemeinsamen Kaffee sprach Willi noch den Schlusssegen und bald darauf mussten wir in Flamatt Abschied nehmen voneinander. Wir haben eine grossartige Woche zusammen verbracht, viel geklettert, gelacht, diskutiert und voneinander gelernt.

Und zuletzt un très grand Merci à Tegi und Willi, ihr habt das einmal mehr wunderbar hinbekommen!

Crew: Beat, Fritz, Glöisi, Jeannette, Margrit, Therese, Tino und Autorin Tina